Ramona Forchini
gibt EInblicke in die Höhen und Tiefen ihrer vergangenen Mountainbike-Saison.
Die Grenze zwischen Indien und Nepal.
Am 3. September kehrte Pascal Koller aus Stein von seiner Weltreise zurück. In drei Jahren und vier Monaten umrundete er mit seinem Motorrad den Globus – 135'000 Kilometer, 41 Länder, unzählige Erlebnisse. Koller erzählt von unvergesslichen Momenten, schwierigen Situationen und seinen nächsten Plänen.
Pascal Koller, Sie haben es geschafft – einmal um die Welt mit dem Motorrad! Wie fühlt es sich an, nach über drei Jahren und 135'000 Kilometern wieder zuhause zu sein?
Es ist ein seltsames Gefühl. Irgendwie ist es, als wäre ich nie weg gewesen. Zuhause in Stein sieht noch alles gleich aus. Nur die Preise sind gestiegen.
Welche Etappen oder Länder sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben – im positiven wie im negativen Sinn?
In Pakistan war ich zwei Wochen lang mit einer Polizeieskorte unterwegs, weil Touristen dort nicht allein fahren dürfen. Das war anstrengend – auch wegen der komplizierten Bürokratie. Für jede Strecke brauchte ich täglich neue Bewilligungen. Hätte ich frei fahren können, wäre ich in drei statt vierzehn Tagen durch gewesen. Landschaftlich haben mich vor allem Südchile und Südargentinien beeindruckt. Die Steppen und Berge dort sind wunderschön. Und natürlich das atemberaubende Polarmeer – es gibt unzählige Orte, die mich sprachlos gemacht haben.
Was würden Sie wieder genauso machen? Und was auf keinen Fall?
Ich würde definitiv wieder mit dem Töff reisen. Man kann die Staus umgehen und das Verfrachten ist günstiger als bei einem Camper. Wirklich bereuen tue ich nichts an meiner Reise, aber Laos würde ich wohl auslassen. Dort gibt es nur Dschungel, und das ist mir persönlich zu langweilig.
Gab es einen Moment, in dem Sie dachten: Jetzt ist alles vorbei – ich schaffe es nicht mehr?
Ja, beim Verschiffen meines Motorrads von Malaysia nach Chile. Ich habe sicher hundert Firmen angeschrieben, aber wegen Corona war fast alles geschlossen oder sie transportierten nicht einen einzelnen Töff. Da war ich kurz davor, zu verzweifeln. Durch Zufall fand ich dann auf Instagram einen Spanier, der seinen Töff auf der gleichen Strecke verschifft hatte. Dank ihm bekam ich die richtigen Kontakte und konnte mein Motorrad am Ende sogar günstig an Bord bringen.
Und umgekehrt: Einen Moment, in dem Sie gespürt haben: Ich lebe gerade meinen Traum?
Eigentlich die ganze Zeit, aber besonders in komplett abgelegenen Regionen. Auf endlosen Strassen mit wenig Verkehr konnte ich abschalten und meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Sie haben 41 Länder durchquert. Welche Begegnungen haben Sie besonders berührt oder geprägt?
An vielen Orten sind die Einheimischen unglaublich freundlich und hilfsbereit. In Kolumbien zum Beispiel: Eine ältere Frau verkaufte Trinkflaschen aus ihrem Fenster. Ich hielt es für ein Restaurant und fragte, ob sie etwas zu essen habe. Sie lud mich spontan ein und kochte für mich. Als ich bezahlen wollte, meinte sie, das sei gar kein Restaurant – und ich müsse nichts geben. Solche Gesten zeigen, wie herzlich Menschen auf der ganzen Welt sein können.
Gab es einen Ort, an dem Sie am liebsten geblieben wären?
Nein, ich bin Vollblutschweizer und würde niemals auswandern wollen. Seit ich zurück bin, weiss ich die Schweiz noch mehr zu schätzen. Wenn ich die Churfirsten sehe, denke ich jedes Mal: Wie schön ist das hier eigentlich.
Wie war es, so lange allein unterwegs und auf sich gestellt zu sein?
Am Anfang war es schon ungewohnt und etwas einsam. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt – und in Hostels immer wieder tolle Menschen kennengelernt. So fühlte ich mich selten wirklich allein.
Jetzt fangen Sie im November bei der Stadtpolizei Zürich an. Wie fühlt es sich an, vom Weltenbummler zurück in den Polizeialltag zu wechseln?
Ich freue mich ehrlich darauf. Ich bin gerne Polizist und habe mich auch unterwegs immer wieder auf die Arbeit gefreut.
Haben Sie schon Pläne für das nächste Abenteuer – oder geniessen Sie jetzt erst mal das Ankommen?
Da ich meinen Töff am Ende meiner Reise verkauft habe, möchte ich mir wieder einen neuen anschaffen. Dann will ich unbedingt noch einmal nach Zentralasien fahren. Bei meiner ersten Reise habe ich mich noch nicht getraut, dort Offroad zu fahren – das würde ich gerne nachholen. Und irgendwann geht es vielleich von der Schweiz nach Südafrika, aber das liegt noch in ferner Zukunft.
Was würden Sie jemandem sagen, der von so einer Weltreise träumt, sich aber (noch) nicht traut?
Ich habe vor meiner Abreise hundert Gründe gehört, warum ich es nicht tun sollte – von Familie, Freunden, Bekannten. Mein Rat: Lasst euch nicht entmutigen. Wenn ihr davon träumt, dann macht es einfach.
⋌Shannon Senn
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