Ramona Forchini
gibt EInblicke in die Höhen und Tiefen ihrer vergangenen Mountainbike-Saison.
In Uznach gibt es einen besonderen Ort für Menschen, die im Leben mit Hürden zu kämpfen haben: die Sernya Lötscher Stiftung. Unter der Leitung von Pema Sernya Lötscher werden dort psychisch oder sozial benachteiligte Erwachsene begleitet – mit dem Ziel, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen und wieder in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt integriert zu werden.
Uznach Die Idee zur Stiftung entstand aus der langjährigen Erfahrung der Gründerin Pema Sernya Lötscher. Als Psychologin und Psychiatrie-Fachfrau erkannte sie: Für viele Menschen gibt es nach Klinikaufenthalten keine passende Zwischenlösung. «Immer wieder begegnete ich denselben Rückfällen und Wiedereintritten. Mir wurde klar, dass etwas fehlt zwischen Klinik und selbstständigem Leben», erzählt Sernya Lötscher. 2004 gründete sie die Sernya Lötscher Stiftung – damals noch Kreatief GmbH. Es begann mit einem Wohnangebot für 11 Personen und ist seither stetig gewachsen. Heute bietet die Stiftung nicht nur ein Zuhause, sondern auch sinnvolle Arbeit. Das Ziel ist über all die Jahre dasselbe geblieben: die eigenen Ressourcen stärken, Selbständigkeit fördern und Integration ermöglichen. Die Stiftung versteht sich nicht primär als dauerhafte Heimat, sondern als Ort auf Zeit, an dem Menschen herausfinden können, was sie brauchen, um ihren eigenen Weg zu gehen.
Ein zentrales Standbein der Stiftung ist seit 2006 der Linthof Markt mit dem «Edelbrocki». Auf 1'700 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden Kundinnen und Kunden hier Antiquitäten, Möbel, Bücher, Textilien, Kunst und moderne Schätze. Dazu lädt eine kleine Cafeteria mit selbstgebackenem Gebäck zum Verweilen ein. Doch hinter den Kulissen steckt weit mehr als nur ein Brocki. Der Linthof Markt bietet den Menschen sinnstiftende Arbeit, Struktur und soziale Kontakte. «Arbeit schafft für die Bewohnenden Sinn und Halt im Alltag», betont Sernya Lötscher. Die Mitarbeitenden übernehmen unterschiedlichste Aufgaben – vom Verkauf und der Kundenberatung über die Restaurierung von Möbeln in der Holzwerkstatt bis hin zur Arbeit im Online-Shop oder beim Räumungsservice. Ob mit oder ohne Kundenkontakt, körperlich oder administrativ: «Es ist uns wichtig, dass jeder Mensch eine Aufgabe findet, die zu seinen Fähigkeiten und Interessen passt», erklärt Sernya Lötscher. «Bei uns stehen die Menschen und ihre Interessen im Fokus, und nicht ausschliesslich die Leistung.» Auch Ausbildungen sind möglich: Seit 2021 bietet die Stiftung Lehrplätze im Detailhandel Fachbereich Haushalt EBA und EFZ an.
Für Sernya Lötscher sind die persönlichen Entwicklungen der Menschen das Wertvollste an ihrer Arbeit: «Es gibt viele Geschichten, die berührend und bewundernswert sind. Besonders bewegend finde ich, wenn sich das gestärkte Selbstwertgefühl und die gewonnene Sicherheit in der Körperhaltung und im Blick widerspiegeln. Das zeigt innerer Wachstum und persönliche Stärke.» Auch ein erfolgreicher Lehrabschluss im Detailhandel, sei nicht nur für die betroffene Person, sondern stets für die gesamte Sernya Lötscher Stiftung ein grosserMeilenstein.
Nach über zwanzig Jahren Aufbau- und Führungsarbeit wird Pema Sernya Lötscher im Frühjahr 2026 die Geschäftsleitung übergeben. Die Stiftung geht dann in ein Co-Leitungsmodell über: Stefanie Simonet, seit neun Jahren Teil der Stiftung, übernimmt den sozialtherapeutischen Bereich, während Charles Fürer, seit eineinhalb Jahren dabei, die Verantwortung für Qualitätsmanagement, Finanzen und Personal trägt. Wenn es um die Zukunftswünsche geht, sind sich alle drei einig: «Mehr Offenheit im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen. Weniger Angst, mehr Neugier und Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen.» Ein Besuch im Linthof Markt bedeutet nicht nur, ein besonderes Stück mit Geschichte zu entdecken – er unterstützt zugleich ein soziales Projekt, das Menschen neue Perspektiven eröffnet. ⋌shs
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